Praxis für Psychotherapie (HeilprG)

Dr. rer. physiol. Berend von Thülen

Hypnose und Hypnotherapie

Die Hypnose nach Milton Erickson stellt die Grundlage für hypnotherapeutische Techniken dar, mit denen unterbewusste Prozesse an die Oberfläche geholt und zur therapeutischen Bearbeitung sichtbar gemacht werden können. Grundannahme der Hypnotherapie ist es, dass das Unterbewusste alle Ressourcen enthält, die der Klient zur Lösung eines spezifischen Problems benötigt. Hypnotherapeutische Techniken sind daher darauf angelegt, diese Ressourcen zu aktivieren und für ziel- und lösungsorientierte Prozesse zu nutzen.  

Was passiert bei der Hypnose?

Es gibt zahlreiche Hypothesen dazu, was im Trancezustand der Hypnose neurobiologisch geschieht. Eine der heute plausibelsten Erklärungen, die auch durch bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztherapie (fMRT) gestützt werden ist, dass unter Hypnose die Aktivität des so genannten präfrontalen Kortex („Stirnhirn“) reduziert und andere Hirnareale, die z.B. auch bei Halluzinationen, Bild- und Farbinterpretationen aktiv sind, ihre Aktivität steigern. Im präfrontalen Kortex sind dagegen Funktionen der Handlungssteuerung und emotionalen Regulation lokalisiert. Wird diese „Bewertungs- und Steuerungsinstanz“ in ihrer Aktivität durch Hypnose herunter reguliert, können andere Prozesse stärker in den Vordergrund treten und – oft als Bilder – sichtbar werden.

Was ist eine Trance?

Trancen sind vermutlich so alt, wie die Menschheitsgeschichte. Die Fähigkeit des Menschen, in Trance zu gehen, wird seit jeher sowohl für rituelle wie auch für therapeutische Zwecke genutzt und stellt die älteste Form der Psychotherapie dar. Als Trance lässt sich im Prinzip ein Zustand zwischen den Grenzen des Wachseins und des Schlafs beschreiben, ohne jedoch den Schlaf zu erreichen. Trance ist kein Schlaf, sondern ein sehr aktiver Zustand, in dem das Gehirn höchst aktiv ist. Anders als beim Einschlafen, werden in Trance andere Hirnareale angesprochen und die Fähigkeit des Gehirns zur Imagination aktiviert. Dies eröffnet für die Techniken der Hypnotherapie die Möglichkeit, Zugang zu verborgenen oder verdeckten Prozessen zu erlangen und in Form der ganz eigenen und individuellen Symbolik, die im Trancezustand entsteht, sichtbar zu machen.

Wie läuft eine Hypnose ab?

Am Anfang steht, das Thema (z.B. eine unerwünschte Emotion) der hypnotherapeutischen Intervention festzulegen, so dass der Therapeut die entsprechenden Impulse während der Hypnose geben kann.

Der erste Schritt der Hypnose ist dann die Einleitung der Trance. Hierzu stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, von denen viele sprachgestützt sind und eine spezielle Wortwahl, Intonation und spezifische Sprachmuster verwenden. Mit der Dauer und Art der Einleitung kann auch die Tiefe einer Trance reguliert werden.

Ist der angestrebte Trance-Zustand erreicht, kann die Bearbeitung des gewählten Themas durch verschiedene hypnotherapeutische Techniken beginnen. Meist steht der Therapeut dabei im Dialog mit dem Klienten und kann den Prozess durch entsprechende sprachliche Impulse lenken, Interpretationen ermöglichen oder vorgestellte Szenen erweitern. Je nach Ziel, kann eine hypnotherapeutische Sitzung zwischen ein und zwei Stunden beanspruchen.

Am Ende der Sitzung steht die Ausleitung aus der Trance. Dabei führt der Therapeut den Klienten mit entsprechenden sprachlichen Impulsen und Bildern wieder zurück in den Wachzustand.  

Wo kann Hypnose eingesetzt werden?

Hypnose und hypnotherapeutische Techniken können bei einer Vielzahl von Fragestellungen eingesetzt werden. Insbesondere wenn der therapeutische Prozess nahelegt, dass tieferliegende, verborgene und unbewusste Handlungs-, Bindungs- oder Wahrnehmungsmuster einem Problem zugrunde liegen, kann die Hypnotherapie ein effektives Instrument darstellen, diese Prozesse aufzudecken und symbolhaft zur weiteren Bearbeitung an die Oberfläche zu bringen. Hypnotherapie kann daher z.B. bei der Bearbeitung negativer Emotionen wie Angst, Schuldgefühlen, Zwängen, bei somatoformen Störungen, bei Depression und sehr effektiv auch bei chronischen Schmerzsymptomatiken eingesetzt werden.


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